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# 175 Jahre Katholische Öffentliche Bücherei in St. Johannes Baptist ![><](file-guid:6f6896eb-cd13-49fc-afff-9d661931adae "Mitarbeiterinnen der Bücherei Attendorn" =400x)„**Vor dem Übermaß im Lesen, der sogenannten Lesewut \[wird\] dringend gewarnt“ (1913 Oktober 12, PfAA, Akte B 8)** Eine kirchliche Bücherei gibt es in Attendorn nachweislich schon seit 175 Jahren. Am 2. Februar 1850 wurde zu einer Versammlung ins Peiffersche Gasthaus in Attendorn eingeladen. So geht es aus einer umfangreichen Quellensammlung hervor, die der frühere Stadtarchivar Otto Höffer aus dem Pfarrarchiv zusammengestellt und der Büchereileitung zur Verfügung gestellt hat. Wer in dieser Zeit die Bücherei geleitet hat und in welchen Räumlichkeiten die Bücherei untergebracht war, ist nicht bekannt. Im Archiv ist erwähnt, dass 1910 Vikar Coerdt die Kosten für die Herstellung eines Zimmers für die Volksbibliothek erstattet wurden. 1912 beantragte er die Pfarrbibliothek mit der Klosterbibliothek des III. Ordens zusammenzulegen, wodurch die Borromäus-Bibliothek oder auch katholische Volksbücherei entstand. 1927 musste der bisher genutzte Bibliotheksraum im alten Franziskanerkloster geräumt werden. Der Bibliothek wurde der vordere Teil im sog. Paramentenraum in der ehemaligen Schule am Kirchplatz überlassen. Den Quellen nach wurde der Büchereibetrieb auch während des 2. Weltkriegs mit ständig wechselnden Öffnungszeiten aufrechterhalten und nach Kriegsende fortgeführt. So ist in Akte C 3 des PfAA für den 10. Juli 1945 zu lesen: > _„Die Borromäusbücherei wird am Dienstag, den 10. Juli, wiedereröffnet, die von den Nazis beschlagnahmten Bücher, die auf dem Boden im Pfarrhaus verstaubt waren, wurden wieder eingestellt, andere Bücher, die etwas Nazitendenz hatten, beseitigt.“_ 1950 befand sich der Bibliotheksraum in der I. Vikarie (heutiges Pfarrheim am Kirchplatz) und wurde dort im 2. Geschoss bei Vikar Barenberg untergebracht. 1956 war die Pfarrbücherei in der Truchseßgasse im Haus Hormes neben der Kirchenkasse. In Verbindung mit der Neubelebung des Kirchenbauvereins 1958 wurde vom Kirchenvorstand beschlossen, der Pfarrbücherei geeignete Räume in der Vikarie am Pastoratsplatz zur Verfügung zu stellen, die im September desselben Jahres bezogen werden konnten. Im Sommer 1962 zog die Bücherei in die modernen Räume der neuen Vikarie im Schüldernhof um. 1991 stand wieder ein Umzug in die alte Vikarie bzw. die alte Schule am Kirchplatz 10 an, wo sie sich bis heute befindet. Hier hielt auch die Technik Einzug: Die Bücherei erhielt einen eigenen Telefonanschluss. Zum Jahreswechsel 2000/01 bekam die Bücherei einen ISDN-Anschluss und eine Medienecke mit 2 PCs ausgestattet. In den 1960er Jahren wurde die Bücherei ehrenamtlich geleitet und durch Vikar Rinschen und seine Schwester Josefine fachmännisch betreut. Ab 1967 wurde als hauptamtliche Mitarbeiterin Gisela Wiesner eingestellt, die die Bücherei über 40 Jahre lang bis zu ihrer Pensionierung am 01.01.20210 mit einem ehrenamtlichen Team geleitet hat. Mit der neuen Leiterin der Bücherei Michaela Heuel begann 2004 das digitale Zeitalter in der katholischen öffentlichen Bücherei. Alle Medien wurden im Laufe von fünf Jahren in einem elektronischen Katalog erfasst und die elektronische Verbuchung der Ausleihe vorbereitet. Im Sommer 2009 konnte mit der elektronischen Ausleihverbuchung begonnen werden. Alle Leseausweise wurden auf das neue System umgestellt. Die Karteikarten und Zettelkataloge hatten ausgedient. Mit dem Anschluss an den Onleiheverbund libell-e bekam die Bücherei am 01.12.2014 das Angebot der e-Book-Ausleihe hinzu. Entwickelte sich die Nachfrage nach den digitalen Angeboten zunächst noch langsam, wird inzwischen mehr als jede 3. Ausleihe digital getätigt. Viele haben das Angebot während des Corona-Lockdowns rege genutzt. Trotzdem hat sich die Zahl der Besucher der Bücherei am Kirchplatz in den letzten Jahren kaum geändert. Die Bücherei engagiert sich in der Leseförderung. Sie bietet Einführungen in die Büchereinutzung für Vorschulkinder und Schulklassen und beteiligt sich an der Lesestart-Aktion der Stiftung Lesen. Auch im digitalen Zeitalter von Internet und KI bleibt die katholische öffentliche Bücherei ein Ort der Begegnung, an dem sich Lesen als Kernkompetenz durch Bilder und Geschichten erwerben lässt. Die Attendorner schätzen das kostenlose Angebot von 8.343 Büchern und Zeitschriften für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, 1.237 Hörbüchern, Hörspielen und Tonies, 659 DVDs und 164 Spielen sowie die Beratung vor Ort und den Austausch mit den Mitarbeiterinnen und anderen Besuchern.